
Herr M freut sich gerade ein Loch in den Bauch. Nicht nur, dass er das immer tut, wenn er in seine alte Heimat zurückkehrt, nein, auch die Tatsache, dass die Weinlandschaft immer besser wird, trägt zu diesem Glücksgefühl bei. Irgendwann, vor bummeligen zwanzig Jahren hat ein Wandel in der Pfalz angefangen. Viele Winzer, die den Hof von ihren Eltern übernommen haben, waren, geprägt durch Einflüsse aus Frankreich und Übersee, zu der Erkenntnis gekommen, dass es keine Zukunft hat, weiterhin Zechwein zu produzieren, wie das in der Pfalz seit Generationen der Fall war. Man hat, nicht nur, aber gerade auch vor der Haardt, mit die besten Weinlagen Deutschlands und produzierte auf Masse. Diese Weine gingen dann für zweimarkfufzig auf der Literflasche über den Tresen. Klar, man hatte als Weingut seine Klientel, die auch treu war, nur wurde diese immer älter, und speziell die nächste Generation potentieller Weinkäufer hatte zum einen eine viel weltoffenere Herangehensweise an kulinarische Genüsse, als auch weniger Scheu, bei Aldi oder Metro einen Spanier, Franzosen oder Südafrikaner fürs gleiche Geld nach Hause zu holen. Es gab damals eigentlich nur zwei Wege für die heranstrebende Winzergeneration in der Pfalz: Masse oder Qualität.
Zum Glück haben sich fast alle Weingüter für Qualität entschieden. Und wie immer im Leben klappte das bei den einen besser, als bei anderen. In Summe hat das Streben nach dem besseren Wein aber dazu geführt, dass man heute in fast jeder Ecke der Pfalz einen ganz ausgezeichneten trockenen Basiswein, meist einen Riesling bekommt. Klar gibt es den nicht mehr für zweimarkfufzig, aber der Genuss ist auch um ein vielfaches größer.
Ein Beispiel gefällig? Bei einer Fahrradtour nach Freinsheim, einem kleinen Ort vor Bad Dürkheim hat Famile M4Hess in der 0815extremgut-Lounge Pause gemacht. Es gab eine sehr entspannte Atmosphäre unter freiem Himmel, unfassbar guten Flammkuchen (die französischen Einflüsse in der Region, und scheinbar auch die Passion der Betreiber) sowie eine Schorle aus einem Wein, der vor zwanzig Jahren wahrscheinlich noch im Gourmetteil des ortsansässigen Nobelrestaurants gestanden hätte. Herr M hätte gerne noch einen weiteren Schoppen getrunken, dachte dann aber an den Heimweg, und konnte den Verzicht ganz gut verschmerzen. Denn leckeren Wein bekommt man heutzutage an fast jeder Ecke der Pfalz.